Blind Spot Zyklus, Teil 3: Menstruations-Mythen, die dringend der Vergangenheit angehören müssen

Blind Spot Zyklus, Teil 3: Menstruations-Mythen, die dringend der Vergangenheit angehören müssen

Jeder zweite Mensch bekommt in seinem Leben seine Menstruation, trotzdem wird bei weitem noch nicht genug darüber gesprochen. Der Beweis? Mythen um die Periode halten sich hartnäckig – Mythen, die unserer Meinung nach längst der Vergangenheit angehören sollten, weil sie die sexuelle Selbstbestimmung, die reproduktive Gesundheit sowie das allgemeine Wohlbefinden von Menstruierenden beeinträchtigen können. Na ja und manche sind einfach bloß Quatsch. 

Menstruations-Mythen: 8 Unwahrheiten über die Periode

Regelschmerzen sind normal

Viele Menstruierende nehmen sie einfach hin und ertragen sie Monat für Monat: Periodenschmerzen. Doch vor allem starke Schmerzen, auch als Dysmenorrhoe bekannt, sind ganz und gar nicht normal und sollten auf keinen Fall hingenommen werden. Denn starke Menstruationsbeschwerden können auf verschiedene gesundheitliche Probleme hinweisen, wie zum Beispiel Endometriose, Uterusmyome oder Entzündungen im Beckenbereich. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, dass ein gesunder Zyklus nicht mit starken Schmerzen und Unwohlsein einhergeht. Wer also unter Beschwerden leidet, die Einfluss auf den Alltag nehmen, sollte dringend ärztlichen Rat einholen. Das Aushalten und/oder Ignorieren von Periodenschmerzen kann unter Umständen zu einer verzögerten Diagnose einer gynäkologischen Erkrankung führen sowie zu jahrelangen – manchmal unnötigen – Schmerzen.

Die Zyklen von Freundinnen gleichen sich an

Geteiltes Leid ist halbes Leid. Die Vorstellung, dass sich der eigene Zyklus mit dem der besten Freund*in angleicht, ist deshalb zwar tröstlich, basiert aber leider auf einem Mythos. Der Menstruationszyklus wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie genetischer Veranlagung, Lebensstil, Ernährung oder Stress. Jeder Körper ist einzigartig und reagiert unterschiedlich auf diese Einflüsse. Darüber hinaus sind hormonelle Schwankungen, die den Menstruationszyklus beeinflussen, äußerst individuell. Und auch externe Faktoren wie Reisen oder Veränderungen im beruflichen oder privaten Umfeld können zu Zyklusunregelmäßigkeiten führen. Warum aber hat man dann trotzdem manchmal das Gefühl zu syncen? Der Grund für Menstruationsüberschneidungen liegt in den unterschiedlichen Zykluslängen. Der Zyklus ist grob zwischen 25 bis 35 (plus/minus) und nicht immer genau 28 Tage lang. Das führt, beispielsweise auf ein Jahr betrachtet, zwangsläufig zu einer gleichzeitigen Menstruation. 

Man kann nicht an jedem Tag schwanger werden

Wir sind bereits in unserem letzten Artikel darauf eingegangen, da man diese Information aber nicht oft genug hören kann, hier noch einmal: Als menstruierender Mensch kann man nicht an jedem Tag schwanger werden. Denn die fruchtbaren Tage innerhalb eines Zyklus sind begrenzt und befinden sich um den Eisprung herum. Und da Spermien drei bis fünf Tage im Körper überlebensfähig sind und die Eizelle bis zu 24 Stunden nach dem Eisprung befruchtungsfähig ist, limitiert das das Zeitfenster auf maximal sechs Tage. 

Während der Menstruation kann man nicht schwanger werden

Während der Periode muss man nicht verhüten? Falsch. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft in dieser Zyklusphase ist zwar geringer, aber nicht ausgeschlossen. Denn der Menstruationszyklus kann Schwankungen unterliegen, was es schwierig machen kann, den genauen Zeitpunkt des Eisprungs zu prognostizieren. Der liegt nämlich nicht immer in der Mitte des Zyklus, sondern kann beispielsweise durch Zyklusschwankungen in die Zeit kurz nach der Periode fallen. So kann man theoretisch auch schwanger werden, wenn man während der Periode nicht verhütet. 

Tampons können das “Jungfernhäutchen” beschädigen

Mal ganz davon abgesehen, dass das gesamte Narrativ um die Jungfräulichkeit bei Mädchen und Frauen zutiefst sexistisch und diskriminierend ist, stimmt es zudem nicht, dass ein Tampon oder ein Finger das “Jungfernhäutchen”, auch – und besser – als Hymen bezeichnet, beschädigen kann. Das Hymen ist eine weiche Schleimhautfalte, das die Vagina nicht wie eine Folie ein Nutellaglas verschließt, sondern sich ringförmig um den Vaginalkanal legt. Ein Tampon kann also problemlos eingeführt werden. 

 Der Eisprung findet immer in der Mitte des Zyklus statt 

Oft kann man lesen, dass der Zyklus circa 28 Tage lang ist und der Eisprung genau in der Mitte, am 14. Tag stattfindet. Das stimmt so nicht. Zunächst einmal variiert die Zykluslänge und beträgt nur bei etwa 16 Prozent der Menstruierenden 28 Tage. Abweichungen sind also nicht die Ausnahme, sondern normal. Wann innerhalb des Zyklus der Eisprung stattfindet, hängt darüber hinaus davon ab, wie lange eine Eizelle braucht, um zu reifen – und das ist von Person zu Person unterschiedlich und kann auch von Zyklus zu Zyklus schwanken.

Menstruierende habe immer schlechte Laune, während sie ihre Tage haben

Wenn eine Frau schlecht gelaunt sind, vermuten viele direkt, dass sie ihre Periode haben muss. Ein Vorurteil, das direkt auf mehreren Ebenen hinkt. Zum einen dürfen Frauen und Mädchen schlechte Laune haben, ohne dass die Ursache hormoneller Natur ist. Zum anderen geht die Menstruation nicht immer mit Stimmungsschwankungen einher. Menstruationsbeschwerden sind sehr individuell und werden u.a. in verschiedene PMS-Typen eingeteilt. So leiden manche eher unter verschiedenen körperlichen Symptomen, andere eher unter mentalen. Es gibt aber auch Menstruierende, die unter beidem leiden. Insgesamt spricht man von fünf PMS-Typen:

  • Der Angst-Typ (PMS-A)
  • Der Heißhunger-Typ (PMS-C)
  • Der Wassereinlagerungs-Typ (PMS-H)
  • Der depressive Typ (PMS-D)
  • Der gemischte Typ (PMS-T)

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