Deshalb sagen wir nicht mehr Hygieneprodukte

Deshalb sagen wir nicht mehr Hygieneprodukte

Es existieren Themen, über die man nur widerwillig oder sogar überhaupt nicht spricht, und die Menstruation gehört bedauerlicherweise für viele Menschen dazu. Im Laufe der Zeit hat unsere Gesellschaft Narrative erfunden, die die Periode tabuisieren und zu etwas Schambehaftetem machen. Eine dieser Fehlvorstellungen ist die irrtümliche Annahme, dass die Menstruation unhygienisch sei – ein Vorurteil, das wir dringend überwinden müssen. Sich von dem Begriff "Hygieneprodukte" zu verabschieden, ist da schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung.

Doppelstandards und veraltete Glaubenssätze

Die Menstruation ist letztendlich ein natürlicher, körperlicher Prozess, den über die Hälfte der Menschheit im gebärfähigen Alter erlebt. Sie ist ein Indikator für reproduktive Gesundheit und ein wesentlicher Bestandteil des weiblichen Zyklus. Dennoch wird die Menstruation oft mit Unreinheit und mangelnder Hygiene in Verbindung gebracht. Diese Fehlvorstellung basiert auf kulturellen Überlieferungen und Mythen, die trotz der allmählichen Fortschritte in Bezug auf die Gleichberechtigung der Geschlechter hartnäckig bestehen bleiben.

Der weibliche Körper befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen veralteten, diskriminierenden Vorurteilen und einem schrittweisen Befreiungsprozess. Glaubenssätze, die sich über Jahrhunderte verfestigt haben, lassen sich nur langsam verlernen, genauso wie Scham nur langsam abgelegt werden kann. Hinzu kommt ein unzureichendes Wissen über den weiblichen Körper, die Anatomie, den Zyklus und infolgedessen über die Menstruation.

Allerdings wird nicht nur die Periode als unhygienisch wahrgenommen. Auch Körperbehaarung kann starke Emotionen auslösen: Während sie an weiblich gelesenen Personen, als störend und unattraktiv betrachtet wird, wird sie an männlich gelesenen Körpern als etwas völlig Natürliches akzeptiert. Dieser Doppelstandard, der auf dem männlichen Blick, dem sogenannten “Male Gaze” beruht, ist auch heute noch tief im kollektiven gesellschaftlichen Bewusstsein verankert.

Mehr Wertschätzung und Anerkennung

Spezielle Intimpflegeprodukte für Menschen mit Vulva und Vagina sowie parfümierte Slipeinlagen und Binden verstärken darüber hinaus die Angst vor unangenehmen Gerüchen und bestätigen somit die Vorstellung, dass die Menstruation etwas Schmutziges ist. Denn nicht nur unter einigen Männern halten sich Vorurteile und Falschwissen über die Regelblutung, viele Menstruierende selbst empfinden Ablehnung gegenüber ihrer Periode und ihrem natürlichen Körper. Dabei gibt es ausreichend Gründe, Stolz und Wertschätzung zu empfinden.

Es ist daher an der Zeit, das Narrativ zu ändern, damit der weibliche Körper die Anerkennung erhält, die er verdient. Das schließt die Periode ein sowie die Art und Weise, wie wir über sie sprechen. “Hygieneprodukte” gehören deshalb für uns der Vergangenheit an. Und glücklicherweise existieren Alternativen, die nicht nur naheliegend sind, sondern auch ohne negative Konnotation auskommt: Perioden- oder Menstruationsprodukte.

Gelerntes lässt sich sicherlich nicht über Nacht verlernen, aber jeder noch so kleine Schritt ist ein guter Anfang.

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