Die Menstruation darf kein Luxus sein

Die Menstruation darf kein Luxus sein

Eine herkömmliche Packung Tampons kostet rund fünf Euro. Die kann sich jeder leisten, oder? Tatsächlich ist das nicht der Fall, auch nicht in Deutschland. Zu dem Ergebnis kam eine Umfrage von Plan International aus dem Jahr 2022. Demnach gaben 23 Prozent der Mädchen und Frauen an, die monatlichen Kosten für Menstruationsprodukte als finanzielle Belastung zu betrachten. Als Folge, würde jede zehnte Befragte das Wechseln des Tampons oder der Binde bewusst hinauszögern. Das ist nicht nur ein gesundheitsgefährdender Zustand, sondern einer, der uns als Gesellschaft zum Handeln auffordern sollte.

Periodenarmut ist auch in Deutschland ein Problem

Es mag Außenstehende überraschen, doch die monatlichen Kosten für Periodenartikel können erheblich sein. Tampons, Binden, Menstruationstassen und andere Periodenprodukte sind unverzichtbare Ausgaben, die von Menstruierenden getragen werden müssen. Und sie bilden nur einen Teil der Gesamtkosten ab. Hinzukommen nicht selten diverse Schmerzmittel, homöopathische Arzneimittel, Dinge, die das allgemeine Wohlbefinden steigern, wie krampflösende Badezusätze sowie Medikamente für Infektionen, die mit der Menstruation einhergehen können. So wie Blasenentzündungen und Pilzinfektionen.  

Des Weiteren werden Tampons und Co. in vielen Teilen der Welt als Luxusgüter besteuert, was ihre finanzielle Belastung weiter erhöht. Diese Besteuerung spiegelt nicht nur eine fehlgeleitete Wahrnehmung der Menstruation wider, sondern verstärkt auch die ökonomische Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern. In Deutschland wurde die Luxussteuer zwar 2020 von 19 Prozent auf sieben Prozent Mehrwertsteuer gesenkt, mit der Energiekrise sowie der steigenden Inflation, die die Lebenshaltungskosten in die Höhe treiben, stellen Periodenprodukte trotzdem eine enorme finanzielle Belastung dar. Tatsächlich waren, laut des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI), noch nie zuvor so viele Menschen in Deutschland von Armut betroffen.

Daraus resultiert, dass ebenfalls die sogenannte Periodenarmut steigt, unter der vor allem junge Frauen zwischen 16 und 35 Jahren leiden. Also Menstruierende, die sich noch in der Ausbildung befinden, Berufseinsteiger*innen oder junge Mütter sind. Laut Plan International gibt dreiviertel dieser Altersgruppe an, sich besser mit Menstruationsprodukten zu versorgen zu würden, wenn sie günstiger wären. 

Was kostet die Menstruation?

Was die Periode insgesamt kostet, hat die Sparkasse ermittelt. Das Ergebnis der Hochrechnung: 17.000 Euro geben Menstruierende für ihre Monatsblutung aus, wenn man davon ausgeht, dass sie mit 12 Jahren das erste Mal und mit 51 Jahren das letzte Mal auftritt. In der Summer ergibt das zirka 500 Perioden. Eine biologische Realität und eine finanzielle Belastung, die zu einer strukturellen Benachteiligung führt. Insbesondere, wenn man sich vor Augen führt, dass Frauen durch den Gender Pay Gap zusätzlich diskriminiert werden. Laut Statistischem Bundesamt haben im Jahr 2022 Frauen 18 Prozent weniger verdient als Männer. Was zu einer finanziellen Mehrfachdiskriminierung führt und zu einer prekären Situation für Geringverdiener*innen. 

Am Ende führt Periodenarmut nicht nur zu einer finanziellen Belastung, sondern im schlimmsten Fall zu gesundheitlichen Problemen sowie geringerer gesellschaftlicher und ökonomischer Teilhabe. Ganze 80 Prozent der Teilnehmerinnen der Plan International Umfrage, gaben deshalb an, sie würden sich wünschen, die Politik würde sie mehr unterstützen. Ebenso viele fanden, dass Tampons in öffentlichen Gebäuden kostenlos verfügbar sein sollten. 

Und das sollten sie – und zwar für alle Menstruierenden, auch dann, wenn sie nicht von Periodenarmut betroffen sind. Periodenprodukte sind eine Notwendigkeit, ebenso wie Klopapier. Das jedoch wird auf allen öffentlichen Toiletten kostenlos zur Verfügung gestellt, ebenso wie Seife und Papierhandtücher. 

Bis die Politik aktiv wird, kann daher jede*r einzelne etwas tun, um Periodenarmut zu bekämpfen und sich gegen Menstruationsungerechtigkeit auszusprechen. Damit Periodenprodukte nicht länger unausgesprochen als Luxus betrachtet, sondern offen als das gesehen werden, was sie sind: ein grundlegendes Menschenrecht. 

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